Wohnüberbauung Oberstrasse

Architektur

Thomas K. Keller Architekten

St. Gallen

 

Projektwettbewerb

eingeladen, 2024


Ardilla ist ein plastisch ausgebildeter Baukörper, welcher den Bezug zum Freiraum als essenziellen Bestandteil eines zeitgemässen städtischen Wohnhauses versteht. Der unmittelbarste Bezug zum Aussenraum wird über die halb eingebauten Balkone geschaffen. Diese bieten Ausblick und Austritt in das Freie, wobei sie sowohl als Bühne, Kontaktzone wie auch als Rückzugsort dienen können.

Die Freiräume auf Stadtebene entwickeln ihre Qualitäten aus dem städtebaulichen Potenzial und den denkmalpflegerischen Ansprüchen des Ortes. An der Vonwilstrasse wird mit der von Süden und Westen gut beschienenen Promenade ein klassischer Stadtraum aufgebaut. Dieser wird durch einen Quartierladen mit Bistro belebt, womit er zum Treffpunkt im ganzen Quartier wird. Die Grünstruktur wird von grosskronigen Stadtbäumen und dem entsiegelten, chaussierten Vorplatzbereich geprägt. 

Entlang der Oberstrasse werden wieder Vorgärten eingeführt. Diese sind wegen der Strassenverbreiterungen der Nachkriegszeit verschwunden oder marginalisiert worden. Mit ihrer erneuerten Präsenz mit grosskronigen Bäumen bewirken sie dem Wohnen nach Süden wieder die gewünschte Qualität. Aus der Vorgartenzone heraus wird die Südloggia auf attraktive Weise berankt. Der Strassenraum und das Quartier werden mikroklimatisch markant aufgewertet.

Die dreiflügelige Anlage orientiert sich mit einem grünen Wohnhof zum Gleisraum, womit fast alle Wohnungen von der räumlichen Grosszügigkeit der Bahnareale profitieren können. Der Wohnhof ist nicht unterbaut, weshalb er der Retention dienen und frei, in gut durchwurzelbarem Substrat, mit entwicklungsfähigen Gehölzen bestockt werden kann. Der wichtige, aus dem Gleisraum kommende, Lebensraum für Fauna und Flora wird als ruderale und biodiverse Fläche bis weit in den Perimeter vernetzt, naturnahe und ökologisch wertvolle Standorte geboten. Für Mauersegler werden auch weiterhin ausreichend Nistplätze angedacht. Gegen das Hofinnere werden mit zwei Teilbereichen die Nutzungsansprüche an das aktive Spiel und der gemein- und nachbarschaftliche Aufenthalt gefördert

Die innere Erschliessungspassage endet im Osten auf einem verbreiterten Hochtrottoir, das nahe der Velogarage ein hohes Potenzial als interner «Siedlungsplatz» aufweist. Eine einfache Durchwegung verbindet entlang des Gleisraumes und erschliesst neue und bestehende Freiräume quartierübergreifend.

Alle Dachflächen werden begrünt. Die beiden höheren Gebäudeflügel werden in Kombination mit Photovoltaik extensiv begrünt. Die Dachfläche des Bauhofstrasse-Flügels hat das Potenzial, zu einem begehbaren Dachgarten ausgebaut zu werden. Je nach Nutzungskonzept (gemeinschaftlich, begrenzter Zutritt für 5. Obergeschoss, anmietbar mit Zutrittskontrolle, nicht begehbar) wird die Ausgestaltung unterschiedlich gehandhabt. Zur Pflanzung von höheren Sträuchern wird die Substratschicht topografisch modelliert, wobei mit Dämmschüttung unnötiges Gewicht vermieden wird.